Olympiagelände und Olympiadorf München

Ort: München
Architekten: Diverse
Homepage: https://www.olympiapark.de/de


Inhaltsverzeichnis


Beschreibung

Das Olympiagelände: Ein Gesamtkunstwerk der Moderne

Das Münchner Olympiapargelände, gelegen auf dem Oberwiesenfeld, ist eines der bedeutendsten Bau- und Planungsprojekte der Nachkriegsmoderne in Deutschland. Im Zentrum: die legendäre Zeltdachkonstruktion des Olympiastadions, der Olympiahalle und der Schwimmhalle, das als Symbol für Bewegung, Leichtigkeit und Hoffnung steht. Das Dach – 74.800 m² groß, auf 58 Stahlmasten gelagert und aus lichtdurchlässigem Plexiglas – war zur Entstehungszeit eine optische und statische Sensation und gilt bis heute als Meisterleistung des Ingenieurbaus.

Federführend entwickelten Günter Behnisch, Frei Otto, Fritz Leonhardt, Wolfhardt Andrä und Jörg Schlaich diese einzigartige Struktur, die bewusst dem Geist der Demokratie und den „Spielen im Grünen“ gewidmet ist.

Der Olympiapark selbst ist ein Beispiel dafür, wie Architektur, Landschaft und städtisches Leben harmonisch verschmelzen können. Die meisten Sportstätten wurden in die Landschaft eingebettet, das Stadion ist zum Teil ein Erdstadion, das sich nahtlos in die künstlich modellierte, von Günther Grzimek gestaltete Parklandschaft einfügt.

Das Konzept, Olympische Spiele im Grünen mit kurzen Wegen, jugendlicher Leichtigkeit und einem ausdrücklichen Kontrapunkt zu den monumentalen Anlagen der NS-Zeit zu feiern, war ein klares Bekenntnis zu einer offenen, demokratischen Gesellschaft. Die Architekten wollten keine Macht demonstrieren, sondern Begegnungen ermöglichen.

Das Olympische Dorf: Wohnen als städtebauliches Experiment

Zur Unterbringung der rund 12.000 Athleten, Betreuer und Funktionäre entstand das Olympische Dorf. Entworfen vom Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner für das Dorf der Männer und von Günther Eckert und Werner Wirsing für das Frauendorf (heute Studentenwohnanlage), ist das Areal ein Meilenstein moderner Stadtplanung.

Es wurde als „Stadt in der Stadt“ konzipiert: autofrei, mit allen Bedarfsstätten des täglichen Lebens, mit Grünflächen, Spielplätzen, Schulen, Nahversorgungszentren und kulturellen Anlaufpunkten. Die Freiflächen ziehen sich wie „Finger“ zwischen die Wohnblöcke, bieten Gemeinschaftsräume und laden zu sozialer Interaktion ein.

Die Architektur des Olympischen Dorfes ist vielschichtig:

  • Terrassen- und Stufenbauten geben der Siedlung ihr unverwechselbares Profil. Die Gebäude stehen gestaffelt, vermitteln zwischen Hoch- und Flachbau, schaffen vielfältige Raumsequenzen und ermöglichen Durchblicke sowie private Außenbereiche.
  • Reihenhäuser und Bungalows bieten unterschiedliche Wohnformen – von einfachen Tiny Houses über klassische Reihenhäuser bis zu Wohnungen in Hochhäusern.
  • Unterirdische Verkehrsführung sorgt für weitgehend autofreie Wege und Plätze, die nachbarschaftliches Leben begünstigen. Die gesamte Infrastruktur – von der Tiefgarage bis zur Nahversorgung – ist auf kurze Wege und Selbstständigkeit angelegt.
  • Farbige Leit- und Rohrsysteme („Media Lines“) dienen als Orientierung und prägen das Erscheinungsbild des Viertels.

Das Olympische Dorf war von Anfang an als dauerhaftes Wohnquartier gedacht. Nach den Spielen wurde das Männerdorf zu gefragtem Wohnraum, das Frauendorf zur Studentenwohnanlage. Heute leben rund 6.000 Menschen hier – Familien, Studierende, Architekturbegeisterte –, die das Viertel als besonders lebenswert schätzen.

Würdigung der Architektur und Bedeutung

Das Olympiagelände ist mehr als eine Ansammlung von Sportstätten. Es ist ein Stadtdokument von internationalem Rang – gebaute Utopie, gebliebene Zukunft. Die Architektur verbindet hochmoderne Ingenieurskunst mit einer menschenfreundlichen, naturnahen Planungsidee.

Sie spiegelt den Geist der 1970er-Jahre:

Hoffnung auf eine offene, demokratische Gesellschaft, Freude am Experiment, Glaube an die Kraft des Miteinanders.

Das Olympische Dorf stand und steht für einen menschenzentrierten Städtebau, der auf Gemeinschaft, Grün und kurze Wege setzt. Seine Integration in den Alltag Münchens, seine Beliebtheit als Wohnviertel und die heutige energetische Sanierung zeigen, wie erfolgreich ein solcher Entwurf zeitlos sein kann.

Das Münchner Olympiagelände und das Olympische Dorf sind architektonische Ikonen, die über den Sport hinausweisen. Sie stehen für Offenheit, Licht, Transparenz und das Recht auf gutes Wohnen. Sie prägen München bis heute als lebenswerte, moderne Stadt.


Galerie

Olympiagelände

12.02.2018


21.02.2012


Olympiadorf

12.02.2018


21.02.2012

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