Ort: Stuttgart
Architekt: Behnisch & Partner
Homepage: https://www.diakonie-wuerttemberg.de/ueber-uns/landesgeschaeftsstelle
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das Bürogebäude der Diakonie der Evangelischen Landeskirche Württemberg setzte 1984 Maßstäbe für den Bau von Verwaltungsgebäuden.
Günter Behnisch – Der „Baumeister der Demokratie“
Günter Behnisch zählt zu den bedeutendsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts. Sein Werk steht für Offenheit, Transparenz und eine tiefe soziale Verantwortung gegenüber dem Menschen.
Mit Bauten wie dem Münchner Olympiagelände und dem Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn hat er Architekturgeschichte geschrieben – und gezeigt, wie Baukunst demokratische Werte, Freiheit und Menschlichkeit verkörpern kann. Die Architektenkammer Baden-Württemberg nennt ihn den „Baumeister der Demokratie“ – eine Bezeichnung, die seine Prägung der Baukultur des Landes und der jungen Bundesrepublik treffend beschreibt.
Architektur für die Menschen: Das Engagement für kirchliche und diakonische Bauten
Seit den 1970er Jahren gewannen öffentliche Bauten – darunter Schulen, Sporthallen, Kindergärten, Altenheime und Gebäude für kirchliche Träger – zunehmend an Bedeutung im Œuvre von Günter Behnisch.
Er verstand es, die besonderen Bedürfnisse von Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, architektonisch einzufangen. Im Fokus stand dabei immer das Wohlbefinden und die individuelle Wahrnehmung der Nutzer:innen. Die Einbindung von Natur, Licht und offenen Strukturen schafft Räume, die auch das Unsichtbare – Wertschätzung, Fürsorge und Gemeinschaft – sichtbar machen.
Die Landesgeschäftsstelle der Diakonie der evangelischen Landeskirche Württemberg
Die Landesgeschäftsstelle in Stuttgart, Heilbronner Straße 180, ist Sitz und zentrales Kompetenzzentrum des größten evangelischen Wohlfahrtsverbands in Baden-Württemberg. Hier wird diakonische Arbeit auf Landesebene koordiniert, werden Mitglieder beraten, Fortbildungen organisiert und Hilfsmaßnahmen für Menschen in Not entwickelt. Das Diakonische Werk Württemberg unterstützt rund 300 Einrichtungen mit über 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeitenden.
Angesichts dieser Bedeutung ist die architektonische Ausgestaltung der Geschäftsstelle mehr als reine Zweckarchitektur: Sie ist ein stummer, aber wirkmächtiger Teil der diakonischen Kultur.
Ein von Behnisch geplantes Gebäude für die evangelische Landeskirche Württemberg, das heute als Verwaltungs- und Konferenzgebäude dient, setzt diese Werte in gebaute Form um.
Charakteristika der Architektur
Behnischs Bauweise für öffentliche und gemeinnützige Einrichtungen war geprägt von:
- Offenheit und Transparenz: Große Verglasungen, offene Grundrisse und klare Gliederung ermöglichen Übersicht und Orientierung – Werte, die auch für die Arbeit des Diakonischen Werks zentral sind.
- Menschliches Maß: Die Baukörper sind gegliedert, übersichtlich und vermeiden Monumentalität. Räume sind auf Begegnung, Kommunikation und das Wohlbefinden der Nutzer:innen hin gestaltet.
- Integration von Natur und Licht: Lichtdurchflutete Atrien, begrünte Innenhöfe und naturnahe Materialien schaffen eine einladende, wertschätzende Atmosphäre.
- Flexibilität und Vielseitigkeit: Die Strukturen erlauben eine flexible Nutzung – ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit an veränderte gesellschaftliche Bedürfnisse.
- Demokratische Formensprache: Die Architektur vermittelt Zugehörigkeit und Teilhabe, statt hierarchische Machtstrukturen zu symbolisieren.
Aus der Beschreibung eines kirchlich-diakonischen Projekts von Behnisch geht hervor, dass das Büro Behnisch & Partner Gebäude als „offene Organismen“ entwarf, in denen konstruktive Details sichtbar gemacht werden und Raumkonzepte gezielt die verschiedenen Nutzungen abbilden.
Innen- und Außenraum verschmelzen, die Raumtrennwände sind bewusst verschoben gegenüber den Stützenachsen, um unterschiedliche Konstellationen zu ermöglichen. Ein verglastes Café, das aus dem Baukörper heraus geschoben ist, schafft einen Ort für informelle Begegnung.
Würdigung: Architektur im Dienst des Menschen
Das Land Baden-Württemberg – und mit ihm die Diakonie – profitiert bis heute vom Werk und Geist Günter Behnischs. Seine Bauten spiegeln eine Haltung wider, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – ganz im Sinne der diakonischen Grundhaltung. Architektur wird bei Behnisch zum Medium gesellschaftlichen Wandels, zum Symbol für das Miteinander und zum Raum, in dem soziale Verantwortung gelebt wird.
Die Landesgeschäftsstelle der Diakonie der evangelischen Kirche Württembergs ist ein lebendiges Zeugnis dafür, wie Baukunst das Selbstverständnis und die Wirkkraft einer sozial engagierten Institution prägen kann. Sie lädt dazu ein, Offenheit, Transparenz und Gemeinschaft zu erleben – und damit die Prinzipien der Diakonie auch im Alltag zu verankern.
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