Hauptbahnhof Dresden

Ort: Dresden
Architekt: Norman Foster
Homepage: https://www.das-neue-dresden.de/hauptbahnhof.html


Inhaltsverzeichnis


Beschreibung

Der Hauptbahnhof Dresden zählt zu den bedeutendsten Bahnhofsbauten Europas aus dem späten 19. Jahrhundert. Nach Jahren des Verfalls und zahlreichen provisorischen Reparaturen wurde das Ensemble zwischen 1997 und 2006 grundlegend saniert und mit moderner Architektur weiterentwickelt – federführend unter der Leitung des britischen Stararchitekten Sir Norman Foster.

Historischer Hintergrund

Das eindrucksvolle Bahnhofsgebäude wurde 1898 nach Plänen der Architekten Ernst Giese und Paul Weidner errichtet. Schwere Kriegsschäden 1945 und eine unsensible Nachkriegsreparatur ließen das Bauwerk verfallen. Bis in die 1990er-Jahre dominierte ein Zustand, der eine grundlegende Restaurierung notwendig machte.

Normans Fosters Konzept

Foster und sein Team verfolgten den Denkmalschutzgedanken, kombiniert mit mutigen architektonischen Innovationen. Ziel war es, die historische Struktur des Bahnhofs zu bewahren, Überformungen des 20. Jahrhunderts zu beseitigen und gleichzeitig eine moderne, funktionale Infrastruktur zu schaffen.

Kernpunkte des Umbaus:

  • Rückbau nachträglicher Elemente: Alle störenden Nachkriegseinbauten, insbesondere abgehängte Decken und Verkleidungen, wurden entfernt. So kam die ursprüngliche, filigrane Stahlkonstruktion wieder voll zur Geltung.
  • Innovatives Membrandach: Das auffälligste Element ist das neue 29.000 m² große gewölbte Dach über den Bahnsteigen. Die filigrane Erscheinung entsteht durch eine transluzente Membran aus teflonbeschichtetem Glasfasergewebe, die auf die historischen Bogenkonstruktionen gespannt wurde. Das Material lässt rund 13 % des Tageslichts passieren, spart künstliches Licht und reflektiert nachts das Deckenlicht – die Bahnsteighallen liegen tagsüber in natürlichem Licht, nachts unter einem silbrigen Schimmer.
  • Neue Transparenz & Öffentlichkeit: Die zentrale Bahnsteighalle wurde zurückgebaut, um eine großzügige, Marktplatz ähnliche Fläche zu schaffen. Diese kann für Märkte, Kulturveranstaltungen oder als urbaner Treffpunkt genutzt werden.
  • Erneuerung der Kuppel: In der historischen Empfangshalle wurde die Glaskuppel wieder geöffnet und mit einer zweiten, luftdurchlässigen Folie ergänzt – ein zusätzlicher Lichteinfall, der den Raum großzügig und freundlich macht.
  • Flexible Erweiterbarkeit: Das Dach ist technisch so konstruiert, dass es bei Bedarf um 200 Meter verlängert werden kann, um auch längere Hochgeschwindigkeitszüge wie ICE zu überdachen.
  • Stadtentwicklung: Der Umbau ist Teil eines größeren Masterplans zur Revitalisierung des Umfelds, inklusive der Wiedergewinnung historischer Wartesäle als Servicecenter, Shops und Gastronomie.

Architektonische Einordnung

Foster gelang ein seltenes Gleichgewicht zwischen Historie und Moderne: Die historische Bausubstanz wurde weder nachgebaut noch rein museal konserviert, sondern durch zeitgenössische Technologien und Materialien sinnvoll weiterentwickelt. Das Gesamtbild des Hauptbahnhofs Dresden ist heute sowohl ein Denkmal des 19. Jahrhunderts als auch ein modernes Verkehrsbauwerk.

Norman Foster selbst fasste das Anliegen zum Abschluss so zusammen:

„Our redevelopment of Dresden Station represents a true celebration of the 19th century original through the means of our times.“

Fazit

Der Umbau des Dresdner Hauptbahnhofs durch Norman Foster steht heute beispielhaft für die gelungene Verbindung von Denkmalschutz und Architektur des 21. Jahrhunderts. Die Sanierung hat das alte Gebäude nicht nur erhalten, sondern in ein zukunftsweisende, lichtdurchflutetes und öffentlich nutzbares Verkehrsbauwerk weiterentwickelt – ein „neuer“ Hauptbahnhof, der seine Geschichte sichtbar macht und sie dennoch in die Moderne überführt.


Galerie

03.11.2018

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