Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum

Ort: Berlin
Architekt: Max Dudler
Homepage: https://www.ub.hu-berlin.de/de/standorte/jacob-und-wilhelm-grimm-zentrum/jacob-und-wilhelm-grimm-zentrum


Inhaltsverzeichnis


Beschreibung

Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum in Berlin repräsentiert einen bemerkenswerten Meilenstein zeitgenössischer Bibliotheksarchitektur. Der von dem renommierten Schweizer Architekten Max Dudler entworfene und 2009 eröffnete Bau vereint die Universitätsbibliothek und den Computer- und Medienservice der Humboldt-Universität zu Berlin unter einem Dach.

Der Architekt: Max Dudler

Max Dudler, ein Schweizer Architekt mit Büros in Berlin, Zürich und Frankfurt, hat sich mit dem Grimm-Zentrum als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Architekten etabliert. Sein Entwurf gewann 2004 den ersten Preis im Realisierungswettbewerb und zeichnet sich durch eine durchdachte Verbindung von Funktionalität und städtebaulicher Integration aus.

Architektonisches Konzept und städtebauliche Einbindung

Das Gebäude besteht aus zwei unterschiedlich hohen Komponenten, die geschickt auf die Berliner Stadtstruktur eingehen. Der niedrigere Gebäudeteil mit 22 Metern Höhe fügt sich harmonisch in die typische Berliner Architektur ein, während der südliche Teil mit 38 Metern Höhe das Grimm-Zentrum als repräsentatives, öffentliches Gebäude kennzeichnet. Diese Höhenstaffelung ist nicht nur gestalterisch durchdacht, sondern erfüllt auch funktionale Zwecke: Der höhere Teil beschattet den niedrigeren und damit das Glasdach der Leseterrassen.

Städtebauliche Bedeutung

Wie ein kubischer Wissensspeicher reiht sich das Gebäude in die städtische Silhouette der nahen Museumsinsel ein. Um ein würdiges Entree für die Bibliothek zu schaffen, wurde das Gewebe der Berliner Dorotheenstadt durch einen vorgelagerten Stadtplatz entlang des S-Bahn-Viadukts bereichert. Diese städtebauliche Lösung schafft eine neue urbane Qualität im Herzen Berlins.

Materialität und Fassadengestaltung

Die Fassadenverkleidung besteht aus hellgelbem Jura-Marmor, dessen charakteristische Steinstruktur durch ein Hochdruck-Wasserstrahl-Verfahren betont wurde. Im Inneren setzt sich dieses edle Material in polierter Variante als Fußboden- und Treppenbelag fort. Die Fassade wirkt streng gegliedert und ist gleichzeitig durch verschieden breite Fenster rhythmisiert, die auf die verschiedenen Funktionsbereiche der Bibliothek hinweisen.

Die Materialauswahl beschränkt sich auf wenige, aber hochwertige Elemente: Kalkstein wassergestrahlt, Juramarmor, Kirschholz und dunkles Metall schaffen eine stimmige und edle Atmosphäre.

Der zentrale Lesesaal als architektonisches Herzstück

Das funktionale und gestalterische Herzstück der Bibliothek bildet der terrassiert angelegte zentrale Lesesaal mit seinen 252 Studierplätzen. Mit Abmessungen von 70 Metern Länge, 12 Metern Breite und 20 Metern Höhe schafft er ein einzigartiges Raumgefühl. Von den treppenartigen Terrassen aus sind alle 2,5 Millionen Medieneinheiten erreichbar.

Das Glasdach mit 92 Oberlichtern sorgt für großzügigen Tageslichteinfall und schafft ein außergewöhnliches Konzentrationsambiente. Diese Lichtführung unterstreicht das architektonische Konzept, das sich am Grundmotiv des Bücherregals orientiert.

Funktionale Innovation

Als größte Freihandbibliothek Deutschlands beherbergt das Grimm-Zentrum rund zwei Millionen Bände in einem der größten zusammenhängend verfügbaren Bibliotheksbestände im deutschsprachigen Raum. Die Integration von zwölf ehemaligen Zweigbibliotheken der Geistes-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften schafft neue Möglichkeiten für Forschung und Studium.

Das architektonische Konzept folgt dem Humboldt’schen Bildungsideal: Wissensgebiete werden zusammengeführt und die Besucher angeregt, die Grenzen dieser Gebiete im wahrsten Sinne des Wortes zu überschreiten.

Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum steht heute als herausragendes Beispiel für zeitgenössische Bibliotheksarchitektur, die funktionale Anforderungen mit städtebaulicher Sensibilität und architektonischer Exzellenz verbindet. Max Dudlers Entwurf hat nicht nur der Humboldt-Universität ein adäquates Gebäude geschaffen, sondern auch einen neuen kulturellen Mittelpunkt für Berlin etabliert.


Galerie

01.03.2011

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