Militärhistorisches Museum

Ort: Dresden
Architekt: Daniel Libeskind
Homepage: https://www.mhmbw.de


Inhaltsverzeichnis


Beschreibung

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden ist nicht nur das größte Museum seiner Art in Deutschland, sondern auch ein architektonisches Wahrzeichen. Seine heutige Gestalt erhielt es durch einen radikalen Umbau, der dem historischen Gebäude eine neue, dekonstruktivistische Dimension hinzufügte.

Der Entwurf von Daniel Libeskind

Der amerikanische Architekt Daniel Libeskind gewann 2001 den Wettbewerb zur Neugestaltung des Militärhistorischen Museums. Sein Entwurf ist das erste und zugleich größte Exponat des Museums. Statt eines einfachen Anbaus wählte Libeskind eine dramatische Geste: Ein gewaltiger, asymmetrischer Keil aus Stahl, Beton und Glas durchdringt das neoklassizistische Arsenalgebäude aus dem Jahr 1877. Diese architektonische Intervention ist tief symbolisch und zielt darauf ab, die deutsche Gewaltgeschichte zu vergegenwärtigen.

Der Keil des Militärhistorischen Museums

Der markante Keil, der den symmetrischen Altbau durchschneidet, bricht bewusst mit der strengen, auf Ordnung und Axialität ausgelegten Architektur des ursprünglichen Militärkomplexes. Die Form des Keils ist eine direkte Anspielung auf den Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945. Die Spitze des Keils zeigt auf jenen Punkt, an dem die ersten Bomben auf die Stadt fielen.

Die Konstruktion selbst ist eine technische Meisterleistung. Der Keil ist an seiner höchsten Stelle 30 Meter hoch und überragt das historische Gebäude. Für seine Realisierung wurden innovative Lösungen benötigt, insbesondere wegen der bis zu 19 Grad geneigten Außenwände und der Anforderung an höchsten Sichtbeton-Qualität. Die Stahlkonstruktion allein wiegt 140 Tonnen. Die Fassade des Keils steht mit ihrer Transparenz und Offenheit im bewussten Gegensatz zur massiven, geschlossenen Fassade des Altbaus und symbolisiert so die Offenheit einer demokratischen Gesellschaft.

Altbau und Neubau des Militärhistorischen Museums im Dialog

Libeskinds Entwurf schafft eine Symbiose aus Alt und Neu, die sich im Inneren fortsetzt. Der Keil durchbricht nicht nur die Fassade, sondern auch die inneren Strukturen des denkmalgeschützten Baus. Geneigte Wände und stützenfreie Räume im Neubau schaffen Öffnungen und neue Sichtachsen in den Gewölben und strengen Stützenrastern des Altbaus.

  • Materialkontrast: Der cremefarbene Sandstein des neobarocken Arsenalgebäudes trifft auf den modernen Materialmix aus Stahl, Glas und Sichtbeton des Keils.
  • Ausstellungskonzept: Die Architektur spiegelt das Ausstellungskonzept wider. Im Altbau wird die deutsche Militärgeschichte in einem chronologischen Rundgang präsentiert. Der Keil beherbergt einen Themenparcours, der epochenübergreifend Aspekte und Phänomene des Militärs und dessen Einfluss auf die Gesellschaft beleuchtet. Diese Trennung ermöglicht eine kritische Distanz und wirkt einer reinen Faszination für die Exponate entgegen.

Die Neugestaltung, die 2011 abgeschlossen wurde, macht das Militärhistorische Museum zu einem Ort, an dem Architektur selbst zum kritischen Kommentar über Geschichte, Gewalt und Gesellschaft wird.


Galerie

04.06.2012

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