Ort: Stuttgart
Architekt: Ludwig Mies van der Rohe
Homepage: https://freunde-weissenhof.de/
Inhaltsverzeichnis
- Beschreibung
- Die Weißenhofsiedlung in Stuttgart: Ein Meilenstein der modernen Architektur
- Entstehung und Vision
- Namensherkunft
- Architektonische Bedeutung
- Ausstellungserfolg und gesellschaftliche Resonanz
- Zerstörung und Wiederaufbau
- UNESCO-Weltkulturerbe
- Das Weißenhofmuseum
- Aktuelle Entwicklungen
- IBA’27 – Blick in die Zukunft
- Galerie
Beschreibung
Die Weißenhofsiedlung in Stuttgart: Ein Meilenstein der modernen Architektur
Die Weißenhofsiedlung in Stuttgart gilt als eines der bedeutendsten Architekturdenkmäler der Welt und steht heute zu Recht im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit.
Als wegweisendes Projekt der Architekturmoderne entstand sie 1927 und prägt bis heute das Verständnis von zeitgemäßem Wohnen und innovativer Baukunst.
Entstehung und Vision
Die Weißenhofsiedlung wurde 1927 vom Deutschen Werkbund als zentraler Bestandteil der Ausstellung „Die Wohnung“ errichtet. Unter der künstlerischen Leitung von Ludwig Mies van der Rohe entwarfen 17 internationale Architekten eine revolutionäre Mustersiedlung von 21 Häusern mit insgesamt 63 Wohnungen.
Das ambitionierte Ziel war die Entwicklung eines mustergültigen Wohnprogramms für den „modernen Großstadtmenschen“. Die Architekten sollten Wohnungen im Stil des Neuen Bauens errichten, wobei modernste Baumethoden und -materialien zum Einsatz kamen. Die Gebäude sollten den zeitgenössischen Erkenntnissen über gesundes Wohnen entsprechen.
Namensherkunft
Der Name „Weißenhof“ geht auf den Bäcker Georg Philipp Weiß zurück, der 1779 auf dem brachliegenden Gelände einen landwirtschaftlichen Betrieb errichtete.
Architektonische Bedeutung
Die architekturgeschichtliche Bedeutung der Weißenhofsiedlung liegt darin, dass zentrale Protagonisten des Neuen Bauens ihre Ideen erstmals in einem gemeinsamen Projekt realisierten.
Zu den beteiligten Architekten zählten:
- Le Corbusier und Pierre Jeanneret
- Walter Gropius
- Hans Scharoun
- Peter Behrens
- Bruno Taut und Max Taut
- Mart Stam
- J.J.P. Oud
Die kubische Architektur mit den charakteristischen Flachdächern repräsentierte schmuck- und ornamentlos die Baukunst der Moderne. Ein formaler Zusammenhang wurde durch die grundsätzlich ähnlichen Architekturauffassungen der mitwirkenden Architekten erreicht.
Ausstellungserfolg und gesellschaftliche Resonanz
Die Ausstellung war ein enormer Publikumserfolg: Etwa 500.000 Besucher strömten 1927 zur Weißenhofsiedlung und erlebten die revolutionäre Architektur der Moderne. Die Siedlung polarisierte jedoch stark – aufgeschlossene gegen konservative Kräfte, Flachdach gegen Satteldach, Moderne gegen Tradition.
Zerstörung und Wiederaufbau
Der Zweite Weltkrieg brachte schwere Verluste für die Siedlung. Da unterhalb der Weißenhofsiedlung eine Flakstellung errichtet worden war, wurde sie Ziel von Luftangriffen. Teile der Siedlung wurden zerstört, und nach dem Krieg wurden weitere Gebäude abgerissen oder durch Satteldachaufbauten stark verfremdet.
Von den ursprünglich 21 Gebäuden sind heute nur noch zehn erhalten. 1958 wurde die Siedlung unter Denkmalschutz gestellt. Von 1981 bis 1987 erfolgte eine umfassende Sanierung der verbliebenen Gebäude, bei der der Zustand von 1927 wiederhergestellt wurde.
UNESCO-Weltkulturerbe
Ein besonderer Höhepunkt war die Aufnahme der Le Corbusier-Häuser in das UNESCO-Weltkulturerbe im Juli 2016. Das Doppelhaus von Le Corbusier und Pierre Jeanneret gehört seither zu den 17 Teilstätten unter der Bezeichnung „Das architektonische Werk von Le Corbusier – ein herausragender Beitrag zur Modernen Bewegung“.
Das Weißenhofmuseum
2002 erwarb die Stadt Stuttgart das zur Siedlung gehörende Doppelhaus von Le Corbusier und Pierre Jeanneret vom Bund. Nach drei Jahren originalgetreuer Sanierung wurde am 25. Oktober 2006 das Weißenhofmuseum eröffnet. Es befindet sich im Le Corbusier-Haus und präsentiert historische Dokumente und Architektur-Modelle. Als einzig zugängliches Haus der Weißenhofsiedlung steht es Besuchern offen.
Aktuelle Entwicklungen
2019 übernahm die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) die Weißenhofsiedlung und die Beamtensiedlung von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Damit sind 37 Gebäude mit 87 Wohnungen in städtischer Hand.
IBA’27 – Blick in die Zukunft
Seit 2016 wird in der Stadtregion Stuttgart die Internationale Bauausstellung 2027 vorbereitet. 100 Jahre nach dem Aufbruch der Architekturmoderne am Stuttgarter Weißenhof sucht die IBA’27 nach der Zukunft des Bauens und Zusammenlebens. Sie knüpft damit direkt an das revolutionäre Erbe der Weißenhofsiedlung an.
Die Siedlung verkörpert nicht nur ein wichtiges Kapitel der Architekturgeschichte, sondern steht auch für den Mut zu Innovation und die Vision einer besseren Zukunft des Wohnens – Werte, die heute mehr denn je relevant sind.
Galerie















